» Damals: Karge Böden, vielfältige Landnutzung
Auf alten Fotos sieht es sehr idyllisch aus: Vor dem hoch beladenen Heuwagen stehen Ochs oder Kuh, die das vollgepackte Gefährt dann auf den Hof ziehen sollen. Doch die Idylle trügt, die Arbeit war hart. Der karge Boden, der in vielen Regionen das Bergische Land prägt, nährte seine Bewohner kaum.
Das letzte Fleckchen Erde wurde genutzt. Die Wälder waren zu guten Teilen abgeholzt, das Holz war notwendiger Brennstoff für die Schmieden und Hammerwerke. Alle Flächen, die irgendwie zu bewirtschaften waren, wurden auch beackert. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Grünland war rar vor rund 100 Jahren – Ackerland sicherte die Ernährung der Menschen. Kartoffeln, Getreide, Rüben wuchsen im steinigen Boden des Schiefergebirges. Wohl dem, der ein Stückchen Land zu bewirtschaften hatte.
Viecher gab es auch – aber nicht so wohlgenährt und gesund wie in heutiger Zeit. Die Ställe waren dunkel und warm, als Weiden wurden die Flächen genutzt, die für den Ackerbau zu schlecht waren. Mit ausgeklügelten Bewässerungs- und Entwässerungssystemen wurden feuchte Wiesen in gerade noch brauchbare Weiden verwandelt.
Eines aber brachte diese harte Zeit mit sich: hochgezüchtete und empfindliche Tiere konnten hier kaum überleben. Schafe gab es, Ziegen auch, wenige Kühe und Pferde. Wenn die Tiere im Frühjahr aus dem Stall kamen, dann waren sie recht abgemagert. Keine guten Zeiten für die Tiere – aber auch nicht für die Tierhalter.
Spezielle Bergische Rassen gibt es historisch nachgewiesen und bis heute existent nur bei den Hühnern: Bergische Kräher, Bergische Schlotterkämme, Krüper – das sind die Mistkratzer der Region. Wie in den umliegenden Mittelgebirgen waren das Rote Höhenvieh ebenso weit verbreitet wie auch die rotbunten Kühe. Doch typische Landschläge von Schafen, Kühen oder Pferden – die gibt es im Bergischen nicht. Das Bergische Land ist seit Jahrhunderten eine Durchzugsregion. Das brachte die frühe Nutzung des Eisenerzes beispielsweise mit sich. So kamen auch früh die Einflüsse anderer Regionen auf die hiesigen Höfe.
Was für die Tiere gilt, das stimmt ähnlich auch für Bäume und Kulturpflanzen. Typisch für das Bergische ist, dass schon traditionell eine große Vielfalt herrscht. Die buchsbaumumkränzten Bauerngärten sind vielleicht ein optisches Symbol für die ausgiebige Nutzung des Bergischen Bodens. Und die rauen klimatischen Bedingungen forderten auch robuste Pflanzen – sei es bei den Kulturpflanzen im Nutzgarten oder auch bei den Obstbäumen: Immerhin hat die Apfelsorte Zuccalmaglios Renette echt bergischen Ursprung, Benannt ist sie nach Vinzenz von Zuccalmaglio, Notar und Schriftsteller – und der Bruder des berühmten Waldbröler Heimatdichters Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, Dichter des Liedes „Kein schöner Land“. Womit man sieht: Kulturlandschaft verbindet auch kulturell.
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