» Heute: Vielfalt aus Engagement, als Luxusgut und landwirtschaftliche Überlebensstrategie

Auf den ersten Blick dominiert im Bergischen Land das Grünland. Die Milchproduktion beherrscht die Agrarstruktur – hier und am Niederrhein sind die wichtigsten Milchvieh-Regionen des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Bergische Land hat landwirtschaftlich eine ähnliche Bedeutung wie das Allgäu.
Doch der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat Folgen hinterlassen. Die Betriebe wurden größer, Äcker verschwanden zu Gunsten des hier wirtschaftlicher zu nutzenden Grünlandes. In den landwirtschaftlich schwierig zu bewirtschaftenden Bereichen des Bergischen Landes haben sich andere Bewirtschaftungsformen entwickelt. Nur ein Beispiel: Dominierten noch in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Fleischschafe das Bild der Bergischen Schafherden, gilt die Region heute als ein Schwerpunkt der Landschafhaltung. Robuste, landschaftspflegende Tiere der verschiedensten Rassen weiden jetzt zwischen Wupper und Sieg. Alle durch die Mitglieder der Arche Gruppe Bergisch Land werden 14 verschiedene Schafrassen gezüchtet oder gehalten, insgesamt repräsentiert die Arche Gruppe 41 verschiedene vom Aussterben bedrohte Tierrassen. 

Schaut man sich bei den zahlreichen anderen Züchtern der Region um, finden sich Noriker-Pferde ebenso wie Araber und Quarter-Horses, Limousin-Kühe neben Pinzgauern und Highland-Kühen – aber auch die seltenen Dexter- oder Jersey-Kühe finden sich neben den dominanten Rassen der schwarzbunten und rotbunten Milchkühe. Die beiden Milchrassen verdeutlichen, dass die Region auch künftig eine bedeutende Milchregion bleiben wird: 75 Prozent der Milchkühe sind schwarzbunt, 20 Prozent rotbunt – schon das aus Bayern stammende Fleckvieh ist hier in der Minderheit.
Doch Vielfalt lebt – die Zunahme der Rassenvielfalt lässt sich in vielen Ställen und auf vielen Weiden erleben. Denn viele Nebenerwerbslandwirte nutzen die Chance und steigen um auf andere, seltenere Rassen, die für die Robusthaltung geeignet sind. 

Da haben es die Kulturpflanzen in der Region schwerer. Äcker sind seltener gewordenen – hier dominiert in der Landwirtschaft der Mais und ein wenig Futtergetreide. Pflanzliche Vielfalt lebt in den Gärten – seien es die Bauerngärten auf den Dörfern oder die Kleingärten in den Städten. Gerade im Städtedreieck Remscheid, Wuppertal und Solingen haben solche Gärten Tradition. Ehemals waren sie wichtiger Bestandteil für die Ernährungssicherheit der dort lebenden Bevölkerung. Heute erfreuen sie sich wieder steigender Beliebtheit und sind ein wichtiger Ort der Erholung. Früher dominierte die Vielfalt der Nutzpflanzen, heute findet sich hier ein lebendiger Mix von Nutz- und Blühgarten. Immer aber ein wichtiger Lebensraum für die verschiedensten Tierarten. Dank der Vielfalt in den Gärten hat auch die natürliche Vielfalt überlebt. 
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